Brustkrebs
Die Prognose für Brustkrebs (Mammakarzinom) in frühen Stadien ist dank individueller Therapieplanung und verbesserter Früherkennungssysteme heute gut.
Kritischer ist die Prognose im fortgeschritteneren Stadium, wobei hier der Verlauf der Erkrankung und die individuelle Überlebenschance schwer vorhersagbar sind. Nach wie vor besteht die Notwendigkeit, die Effektivität der Krebstherapie durch neue Strategien und Therapeutika zu verbessern. Moderne Medikamente und Behandlungsmethoden sorgen aber für immer bessere Therapieerfolge.
Die Entstehungsursachen für Brustkrebs sind vielschichtig. Viele mögliche Auslöser sind bekannt: Die frühe erste Menstruation, Kinderlosigkeit, Alkohol und fettreiche Ernährung, oder der späte Eintritt des Klimakteriums. Vererbung trifft in etwa fünf Prozent der Fälle zu.
Kein Risikofaktor führt jedoch allein genommen zwangsläufig zur Erkrankung. Tatsächlich müssen weder Frauen, die sämtliche bekannten Risiken aufweisen, ein Mammakarzinom bekommen, noch können sich Frauen, die keines der Risiken tragen, in Sicherheit wägen.
Und auch der Verlauf einer Brustkrebserkrankung ist wie bei kaum einem anderen Krebsleiden schwer vorhersagbar. Die "5-Jahres-Überlebensrate", nach der man sich bei vielen Tumorerkrankungen relativ sicher wähnen darf, ist für das Mammakarzinom kaum von Bedeutung. Betroffene Frauen können noch nach 20 Jahren Metastasen bekommen, aber auch noch viele Jahre mit den Tochtergeschwulsten leben.
Eine gute Therapie ist ein maßgeschneidertes Einzelvorhaben
In der Versorgung der Patientinnen ist es daher zunächst die Aufgabe der Pathologen, jene Parameter zu begutachten, die letztlich entscheidend für die Planung der Therapie des Mammakarzinoms sind. Dazu zählt die histologische (feingewebliche) Bestimmung des Tumortyps. Hinzu kommen ein histologisches Grading zur Bestimmung des Malignitätsgrades (Malignität = Bösartigkeit) des Tumors sowie die Beurteilung von Lymphknoten und etwaig vorhandener Metastasen (Tochtergeschwülsten). Dabei ist der Lymphknotenstatus für die Therapie besonders relevant, weil bei einem Mammakarzinom die axillaren Lymphknoten (in den Achselhöhlen) am häufigsten befallen werden. Wenn diese keine Metastasen aufweisen, spricht das für ein frühes Stadium und erlaubt eine entsprechend positive Prognose.
Für das lokale Vorgehen im Hinblick auf operative Strategie und Strahlentherapie ist zusätzlich das Vorliegen einer über den Tumor hinausgehenden Gefäßinvasion von Bedeutung, in diesem Fall wären Tumorzellen bereits in Blut- oder Lymphgefäße (s.o.) vorgedrungen. Das Vorhandensein multipler Tumorherde spielt ebenso eine Rolle wie der Sicherheitsabstand zwischen Tumor und Schnittrand.
Einfluss auf die Wahl der Therapie hat außerdem der Hormonrezeptorstatus. Dieser ergibt sich aus dem Vorhandensein und der Dichte von Hormonrezeptoren auf den Tumorzellen, die im Falle einer Erhöhung eine gesteigerte Teilungsrate der Zellen (Tumorwachstum) zur Folge haben.
Wenn die Tumorzellen besonders viele Östrogenrezeptoren aufweisen, ist eine antihormonelle Therapie angezeigt. Ein positiver Hormonrezeptorstatus kann auch durch Progesteronrezeptoren bedingt sein. Wie Östrogen zählt Progesteron zu den weiblichen Sexualhormonen. Der Nachweis von Progesteronrezeptoren hat direkte Auswirkungen auf Prognose und Therapie.
Ein weiterer wichtiger Rezeptorstatus betrifft das sogenannte HER-2/neu-Onkoprotein. Dabei handelt es sich um spezielle Wachstumsfaktorrezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen, die eine aggressive Entwicklung des Tumors begünstigen. Allerdings eröffnet ihr Vorhandensein die Chance einer Behandlung mit monoklonalen Antikörpern. Diese Antikörper richten sich gezielt gegen die HER-2/neu-Onkoprotein-Rezeptoren, blockieren diese und behindern das weitere Wachstum der Krebszellen.
Die Behandlung durch ein spezialisiertes Tumorzentrum ist wegen der Komplexität der Krankheit immer eine gute Basis. Unabhängig davon empfiehlt sich für die Durchführung notwendiger und sinnvoller diagnostischer Untersuchungen sowie für die Planung der Therapie die Orientierung an Leitlinien wie zum Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie.
Weitere Informationen finden Sie unter Europa Donna Austria- Netzwerk Brustkrebs
Datum: 06.11.2015
Letzte Aktualisierung: 20.07.2020